Heute wurde mir wieder klar, wie viel Schönheit bedeutet.
Meine beste Freundin hat monatelang daran gearbeitet, dass ein Kunde sich gut bei unserer Firma aufgehoben fühlt. Doch nun werde ich als Hauptansprechpartnerin für diesen Kunden ausgewählt, weil einer meiner männlichen Kollegen mich „heiß“ findet.
Ja, es ist nett, dass man mich heiß nennt. Und ja, es schmeichelt mir ein wenig. Vielmehr ärgert es mich jedoch, dass nicht nach Leistung beurteilt wird, sondern nach Sympathie. Meine beste Freundin hat wirklich alles getan. Sie war von Anfang an dabei und hat ihre Arbeit bisher wunderbar gemacht. Doch nun steht mein Aussehen erneut zwischen uns. Es ist der Grund, warum ich so oft bevorzugt werde, obwohl sie nicht weniger attraktiv ist – sie sieht nur anders aus.
Menschen verlassen sich viel zu sehr auf den ersten Eindruck. Ich mache ja auch einen guten Job, aber darum ging es nicht, sondern um mein Aussehen.
Alles, was sie sehen, ist: „Sie ist heiß.“
Mein Problem ist ein anderes als das meiner Freundin, auch wenn die Ursache die gleiche ist. Ich möchte nicht als die „heiße“ Frau angesehen werden, sondern als die talentierte, schlaue und lösungsorientierte Frau, die ich bin. Männer wollen keine Beziehung mit mir, weil sie sich durch mein Aussehen eingeschüchtert fühlen, und Frauen wollen keine Freundinnen sein – aus Eifersucht. Ich kann mich glücklich schätzen, dass meine beste Freundin noch nicht aufgegeben hat, obwohl auch sie von allen Seiten genau dasselbe hört.
Ich werde beneidet, und Männer versuchen, mir aus dem Weg zu gehen, weil sie Angst haben, sich zu sehr zu verlieben. Die Männer, die mich wollen, tun dies, um ihr Ego zu polieren, und vergessen dabei, mich wirklich kennenzulernen. Sobald sie merken, dass ich nicht fehlerfrei bin, sind sie enttäuscht und wenden sich ab, weil ich nicht in ihre Vorstellungen passe.
Als ich Teenager war, habe ich oft darüber nachgedacht, mein Gesicht wortwörtlich „zu bügeln“, weil ich mich ständig einsam und ausgeschlossen fühlte.
Wenn heute jemand sagt, ich sei hübsch, denke ich nicht daran, mich zu bedanken, sondern daran, dass er mein größtes Problem erkannt hat. Manchmal sehe ich auch Vorteile daran, aber das kommt leider nicht oft vor. Entweder komme ich nicht weiter wegen meines Aussehens oder ich komme weiter wegen meines Aussehens.
Und ich selbst finde mich nicht einmal so hübsch. Ich weiß nur, dass die Menschen mich schon immer als hübsch bezeichnet haben. Wissen tue ich es, aber das Gefühl, es zu sein, bleibt für immer im Dunkeln.
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